Als Emmanuel Macron 2017 zum französischen Präsidenten gewählt wurde, versprach er in seiner ersten öffentlichen Rede, dass die extreme Rechte noch vor dem Ende seiner Amtszeit verschwunden sein werde. Sieben Jahre später steht Marine Le Pens Rassemblement National (RN) an der Schwelle zur Macht. Der „Nationale Zusammenschluss“ schickt sich an, die Tür zu durchschreiten, die Macron mit seiner Entscheidung, die französische Nationalversammlung aufzulösen und Neuwahlen auszurufen, weit öffnete.
Macrons Kalkül ging dahin, mit Neuwahlen die Linke, insbesondere La France insoumise, zu isolieren und den Rest der linken Mitte erneut an sich zu binden. Seine Hoffnungen, die Linke vollends zu spalten, zerplatzen wie Seifenblasen, als diese sich darauf verständigte, eine gemeinsame Front gegen den Aufstieg der extremen Rechten zu bilden. Gleichzeitig füllten sich die Straßen Frankreichs mit Menschen, die gegen eine Machtübernahme der extremen Rechten und für die Neubildung eines Linksbündnisses demonstrierten. Die wichtigsten Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen aus der antirassistischen Bewegung, ATTAC, Greenpeace, schlossen sich rasch an. Und der bewusst gewählt Name Volksfront weckt die Erinnerung an Léon Blum und seinem Versuch, dem Faschismus der 1930er-Jahre ein starkes demokratisches Bündnis entgegenzustellen. Macrons Mitte – so sie sich nicht als notwendiger Ordnungsfaktor in Erinnerung bringen kann – läuft Gefahr, in der Auseinandersetzung zerrieben zu werden.
Dieses geht es in der Wahl um eine Richtungsentscheidung: Es stehen die demokratischen Freiheiten, die Menschenrechte und die Grundwerte, auf die Frankreich seit der Aufklärung und der Großen Revolution so stolz war, auf der Kippe. Im Vortrag wird die Auseinandersetzung nachgezeichnet und versucht, ein Szenario hinsichtlich des zukünftigen Wegs Frankreichs zu entwerfen.
Donnerstag, 11. Juli
19.30–21.30 Uhr
Auf Spendenbasis!
Anmeldung bis 10. Juli unter: aktuelle-themen@forum3.de
Der Link wird am 11. Juli gegen 17 Uhr zugeschickt.
ANDRÉ BLEICHER ist Professor für strategisches Management und Organisation an der Hochschule Biberach und Vorstandsmitglied im Institut für soziale Gegenwartsfragen, Stuttgart.